Siggi Baumeister 22 - Eifel-Bullen by Berndorf Jacques

Siggi Baumeister 22 - Eifel-Bullen by Berndorf Jacques

Autor:Berndorf, Jacques [Berndorf, Jacques]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bookwire GmbH
veröffentlicht: 2013-02-15T05:00:00+00:00


11. Kapitel

Es war früher Nachmittag, und ich war dankbar, wieder zu Hause zu sein. Ich sprach mit meinem Kater und berichtete ihm ein wenig von den Schwierigkeiten, die entstehen, wenn nicht genau bekannt ist, wer die Wahrheit sagt, oder wer nur ständig knapp daran vorbeischlendert.

Aber Satchmo hörte mir nicht zu, weil es ihm schlecht ging. Weil er offenbar bei jedem Schritt, den er tat, starke Schmerzen im linken, vorderen Lauf hatte. Er machte einen oder zwei Schritte, ließ sich dann zuerst auf die Hinterläufe nieder, ehe er sich ganz flach hinlegte und beide Vorderläufe, vor allem den linken, so weit wie möglich ausstreckte. Diese Haltung schien weniger schmerzhaft zu sein. Von der Rasenfläche unter den Bäumen bis zu den vier Stufen auf die Terrasse brauchte er endlose Minuten, und es waren weniger als zehn Meter.

»Okay«, sagte ich, »dann sollten wir vielleicht etwas unternehmen. Du bist jetzt sechzehn, was für deine Gattung ein stolzes Alter ist. Ich telefoniere mal, und vielleicht bekommen wir Hilfe.«

Ich rief die Tierärztin an, und sie sagte, sie sei nur noch eine halbe Stunde in der Praxis, weil sie zu zwei Pferdehöfen müsse. Ich sagte, ich sei in zwölf Minuten da.

Ich schnappte meinen Freund, tat ihm die Plastikbox nicht an, sondern setzte ihn behutsam auf den Beifahrersitz. Dann fuhren wir los.

Selbstverständlich brach sofort Panik aus. Satchmo schoss durch mein Auto, sprang auf die hintere Ablage, war sofort wieder neben mir, sprang auf das Armaturenbrett, und jaulte ununterbrochen. Er hatte plötzlich eine Stimme, und plötzlich konnte er sich wild bewegen.

Ich hielt unterhalb der Kirche an, versuchte es mit einem Monolog, erzählte ihm von der einzigen Katze, die ausgesprochen gerne mit dem Auto fuhr. »Sie hieß Molli«, führte ich aus. »Sie war schwarzweiß, und wenn ich mich ins Auto setzte und ließ dabei die Wagentür offenstehen, sprang sie herein und hockte sich auf das Armaturenbrett. Sie betrachtete diese seltsame Welt, die sich so komisch zusammen mit ihr bewegte, und sie war vollkommen angstfrei. Verstehst du? Hörst du mir zu? Ja, ja, ich gebe zu, Molli war die große Ausnahme, Molli war total bescheuert. Aber ich will auch nicht verschweigen, dass Molli zweiundzwanzig Jahre alt wurde. Das solltest du dir merken. Molli war das große Vorbild aller autofahrenden Katzen. Und eines Morgens lag sie tot auf dem Hof, hatte das Ende erreicht. Wahrscheinlich wollte sie auch nicht mehr, was man ihr nicht übelnehmen konnte, gefressen hatte sie jedenfalls nicht mehr. Und jetzt reiß dich zusammen, verdammte Hacke, ich will dir doch nur helfen.«

Dann gab ich Gas, es hatte keinen Zweck, friedlich mit ihm zu sprechen und ihm zu versichern, dass alles nur zu seinem Besten war. Satchmo war einfach nicht einsichtig. Er kapierte diese blöde Menschenwelt nicht, und sprang wie wild in meinem Auto herum, saß einmal sogar für Sekunden auf meiner rechten Schulter, wobei sich seine Krallen schmerzhaft tief in mein Fleisch schlugen, und ich wahrscheinlich genauso aufheulte wie er.

Und dann, kurz hinter Dreis in Höhe des Autobahnzubringers zur A 1, nichts mehr, gespenstische Ruhe. Ich sah ihn nicht mehr, ich hörte ihn nicht mehr, er war einfach weg.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.